Der Tag gegen Lärm 2017 fand am 26. April statt und stand unter dem Motto «Ruhe fördert».
Lärm stört und kann Menschen krank machen – auch Kinder. Krach kann sich negativ auf ihre Entwicklung und die schulischen Leistungen auswirken. Als Folge chronischer Lärmbelastung können körperliche und seelische Stressreaktionen auftreten. Ruhe hingegen fördert das Wohlbefinden, die Gesundheit und die Lernfähigkeit. Am Tag gegen Lärm 2017 standen die Auswirkungen von Lärm auf Kinder im Fokus. Kinder brauchen für eine gesunde Entwicklung eine „gesunde“ Umgebung – ganz im Sinne von Ruhe fördert.
Lärm macht krank
Laute, ungewohnte Geräusche waren zu Urzeiten ein Zeichen für Gefahr. Der Körper wird deshalb bei Lärm in Alarmbereitschaft versetzt und bereitet sich auf Flucht vor. Heute sind unser Leben und die Rahmenbedingungen zwar anders, doch unser Körper reagiert immer noch gleich. Bei übermässigem Lärm kommt es zur Ausschüttung von Stresshormonen. Erhöhte Wachsamkeit sowie ein Anstieg von Blutdruck und Herzfrequenz sind die Folge. Unser Körper gewöhnt sich nicht an Lärm – trotz subjektiv gegenteiligem Eindruck. Sind wir oft Lärm ausgesetzt, kann dieser den Körper krank machen. Betroffen sind nicht nur Erwachsene sondern auch Kinder.
Kinder sind besonders gefährdet
Kinder sind besonders gefährdet, da ihnen einerseits das Verständnis über eine schädigende Wirkung von Lärm fehlt. Andererseits können sie ihre akustische Umgebung weniger beeinflussen. Während sich Erwachsene und ältere Kinder bei übermässiger Lärmbelastung von der Quelle entfernen oder sich die Ohren zuhalten können, sind Säuglinge und Kleinkinder dem Geräuschpegel oft ausgeliefert. Dazu kommen anatomische Besonderheiten im kindlichen Gehörgang, welche dieselbe Lautstärke lauter wirken lassen. Eine besonders hohe Gefährdung haben Kinder bis zum 5. Lebensjahr.
Folgen von übermässigem Lärm
Eltern sind sich oft nicht bewusst, dass eine übermässige Lärmexposition im Säuglings- und Kindesalter lebenslange Folgen nach sich ziehen kann. Dazu reichen schon Schallpegel aus, die zwar das Gehör nicht schädigen, sich aber sich auf den gesamten Organismus auswirken. Chronische Lärmbelastung kann körperliche und seelische Stressreaktionen auslösen. Bluthochdruck und Schlafstörungen können beispielsweise die Folge sein. Letztere sind besonders heikel, denn Aufwachreaktionen in der Nacht laufen oft unbewusst ab und bleiben deswegen häufig über längere Zeit unbemerkt. Da Kinder zudem länger schlafen, sind sie nächtlichem Lärm verstärkt ausgesetzt. Dies kann die gesunde Entwicklung eines Kindes beeinträchtigen. Leiden Kinder bereits unter Bluthochdruck, steigt die Gefahr von Herzkreislaufkrankheiten im Alter. In Zusammenhang mit lärmbedingten Schlafstörungen und Stress wurden auch Übergewicht und Diabetes beobachtet. Hyperaktivität und andere Verhaltensauffälligkeiten werden ebenfalls mit einer übermässigen Lärmexposition in Zusammenhang gebracht.
Andauernde Lärmbelastung führt zudem auch zu kognitiven Leistungseinbussen. Durch den Lärm wird das Gedächtnis beeinträchtigt, was die Konzentrations- und Merkfähigkeit einschränkt. Dadurch wiederum wird der Lernprozess verlangsamt. Eine Studie in Deutschland hat gezeigt, dass bei einer Lärmzunahme um 10 dB die Kinder einen Monat später lesen lernten. Das scheint nicht viel zu sein, relevant ist jedoch, dass diese Verzögerung während der gesamten schulischen Laufbahn weitergetragen wird.
Umgebungslärm wirkt sich negativ auf die kindliche Sprachentwicklung aus. Wenn zum Beispiel dauernd der Radio oder Fernseher im Hintergrund laufen, fällt es den Kindern schwer, die Worte der Betreuungsperson aus den Umgebungsgeräuschen herauszufiltern. Auch erhalten die Kinder dann oft weniger direkte Ansprache. Dies ist für den Spracherwerb problematisch, denn Sprechen lernen Kinder nun mal durch Zuhören.
Bei hohen Schallpegeln von 100 bis 120 dB können über Minuten bis Stunden mechanische und stoffwechselbedingte Schäden im Innenohr zu Hörschäden führen. Bei 130 dB reichen sogar schon wenige Sekunden aus. Eine Spielzeugpistole bringt es auch in einem Abstand von 25 Zentimeter zum Ohr noch auf 150 dB! Laute Kinderspielzeuge, aber auch das Hören von lauter Musik haben zu einer Zunahme der Schwerhörigkeit bei Kindern und Jugendlichen geführt. Das tückische an Hörschäden ist, dass sie oft langsam und unbemerkt verlaufen.
Was tun? Lärmschutz im Alltag
Was können wir also tun, um Kinder im Alltag vor Lärm zu schützen? Schon ganz einfache Massnahmen helfen:
- Testen Sie Kinderspielzeug vor dem Kauf immer an den eigenen Ohre
- Lassen Sie Radio und Fernseher nicht nebenher laufen.
- Sorgen Sie für einen erholsamen Tiefschlaf ihrer Kinder. Richten Sie die Kinderzimmer wenn möglich auf der strassenabgewandten Seite der Wohnung ein. Drehen Sie die Lautstärke von Radio, Fernseher und der eigenen Unterhaltung runter, wenn die Kinder nebenan schlafen.
- Besuchen Sie laute Veranstaltungen ohne ihre Kleinkinder.
- Schaffen Sie sich und ihren Kindern Ruheinseln: schon 10 Minuten Entspannung helfen, die kognitive Leistung, unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden zu fördern.
Lärm ist unerwünschter Schall. Die Lautstärke von Schall wird in Dezibel dB angegeben. Die logarithmische Dezibel-Skala bildet von 0 dB (Hörschwelle) bis ca. 130 dB (Schmerzgrenze) den gesamten Lautstärkebereich in überschaubaren Schritten ab. 10 dB: Ticken einer Armbanduhr, 40 dB: leise Musik, 60 dB: normale Unterhaltung, 90 dB: Lastwagen, 120 dB: Presslufthammer. Änderungen der Lautstärke um 1 dB kann der Mensch unter bestimmten Voraussetzungen wahrnehmen; eine Änderung um 10 dB entspricht etwa einer Verdopplung bzw. Halbierung der subjektiv empfundenen Lautstärke.