Am 28. April 2021 fand der Internationale Tag gegen Lärm statt.
Tagtäglich sind wir ihm ausgeliefert: dem Lärm. In der dicht besiedelten und verkehrsreichen Schweiz können wir ihm kaum mehr entfliehen. Lärm ist inzwischen die am häufigsten wahrgenommene Umweltbelastung. Lärm verschmutzt im Gegensatz zu den meisten anderen Umwelteinflüssen keine Ressourcen (Luft, Wasser, Erde), sondern er wirkt sich direkt auf unsere Gesundheit aus
Lärm stört und macht krank – auch Kinder
Unser Gehör ist immer im Einsatz – unseren Vorfahren sicherte es das Überleben. Doch der moderne Mensch ist oft Dauerlärm ausgesetzt und das kann krank machen. Denn Lärm wirkt sich auf den gesamten Organismus aus. Und das selbst dann, wenn das Gehör nicht direkt geschädigt wird, wie bei einem lauten Knall. Der menschliche Körper reagiert auf störende Geräusche mit der Ausschüttung von Stresshormonen. Blutdruck, Herzfrequenz und weitere Kreislauffaktoren verändern sich negativ. Diabetes und Depressionen können ebenfalls die Folgen von übermässigem Lärm sein. Auch bei Menschen, die glauben, sich an permanenten Verkehrslärm gewöhnt zu haben, sind körperliche Reaktionen feststellbar. Denn der Körper gewöhnt sich nicht an Lärm.
Die vom Schweizerischen Nationalfonds finanzierte SiRENE-Studie über kurz- und langfristige Effekte des Verkehrslärms auf die Gesundheit konnte aufzeigen, dass das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei einer übermässigen Belastung mit Strassenlärm am stärksten ausgeprägt ist. Neben dem üblichen Strassenlärm verursachen abrupt auftretende Lärmspitzen lauter Fahrzeuge zusätzlich eine grosse Störwirkung. Denn je lauter und stärker ein Geräusch vor dem Hintergrund hervortritt, desto massiver sind die gesundheitlichen Wirkungen.
Kinder sind durch Lärm besonders gefährdet, da ihnen einerseits das Verständnis für eine schädigende Wirkung von Lärm fehlt. Andererseits können sie ihre akustische Umgebung weniger beeinflussen. Während sich Erwachsene und ältere Kinder bei übermässiger Lärmbelastung von der Quelle entfernen oder sich die Ohren zuhalten können, sind Säuglinge und Kleinkinder dem Geräuschpegel ausgeliefert. Eltern sind sich oft nicht bewusst, dass eine übermässige Lärmexposition im Säuglings- und Kindesalter lebenslange Folgen nach sich ziehen kann. Neben körperlichen Beeinträchtigungen kann eine andauernde Lärmbelastung auch zu kognitiven Leistungseinbussen führen. Durch den Lärm wird das Gedächtnis beeinträchtigt, was die Konzentrations- und Merkfähigkeit einschränkt. Dadurch wiederum wird der Lernprozess verlangsamt.
Unnötiger Motorenlärm
Von Flugzeug- und Bahnlärm sind etwa knapp 100’000 Menschen in der Schweiz übermässig betroffen. Vom Strassenlärm aber mehr als 1 Million. Gemäss Bafu ist tagsüber jede siebte und in der Nacht jede achte Person an ihrem Wohnort schädlichem oder lästigem Verkehrslärm ausgesetzt. Der Strassenverkehr ist mit Abstand die wichtigste Lärmquelle in der Schweiz. Motorenlärm ist ein Thema, bei dem sich die Gemüter erhitzen. Dabei geht es meistens nicht um die Tatsache, dass Motorfahrzeuge beim Fahren Geräusche erzeugen. Vielmehr stört sich ein grosser Teil der Bevölkerung an Fahrzeuglenkenden, die bewusst den Motor aufheulen lassen und übermässig laut unterwegs sind. Je lauter und stärker ein Geräusch vor dem Hintergrund hervortritt, desto massiver ist die Störwirkung.
Motorräder
Beim Motorradlärm sind nicht hoch belastete Strassen mit hohen Dauerpegeln das Problem, sondern das eigene Fahrzeug, die gewählte Technik und die individuelle Fahrweise. Sind die ersten sonnigen Frühlingstage da, werden die Motorräder aus der Garage geholt. Röhrender Motorenklang und starke Beschleunigung empfinden viele Motorradfahrende als puren Adrenalinkick. Im Rahmen der Freizeitgestaltung werden Motorräder oft an Ruhetagen (Wochenende, Feiertage) bei gutem Wetter auf landschaftlich attraktiven Strassen als Sportgeräte benutzt – und belästigen gerade an Beschleunigungsstrecken die Anwohnenden weiträumig. Bei Motorrädern ist die Lärmentwicklung massgeblich vom Fahrverhalten abhängig. Durch eine rücksichtsvolle Fahrweise mit tiefen Drehzahlen kann viel unnötiger Lärm verhindert werden.
Sportwagen
Wer kennt sie nicht, die aufheulenden Motoren getunter Sportwagen, die einem durch Mark und Bein gehen. Dröhnende Quickstarts an Lichtsignalanlagen; Tunnelfahrten mit wiederholenden Gas-Schüben; die Nutzung sogenannter „Klappenauspuffsysteme“, die bei jedem Schaltvorgang ohrenbetäubende Lärmsalven verursachen; lautstarke Drehzahlerhöhungen im Leerlauf; Corso-fahren in städtischen Gebieten – all dies produziert unnötigen Lärm. Anwohnende sowie Passantinnen und Passanten leiden.
Fahrverbote
Letztes Jahr hatte Österreich erstmals Lärmfahrverbote für Motorräder erlassen. Von Juni bis Oktober waren beliebte Bergstrassen im Tirol für laute Maschinen gesperrt – nämlich solche, die laut Zulassung ein Standgeräusch von über 95 Dezibel aufweisen. Verstösse wurden mit Bussen geahndet. Die Tiroler Landesregierung verlängert die Lärmfahrverbote für Motorräder mit über 95 dB-Standgeräusch auch für die Saison 2021 und die Folgejahre. Sie sollen jeweils vom Mitte April bis Ende Oktober gelten. Auch in der Schweiz sind die überlauten Motorräder und Sportwagen insbesondere auf beliebten Passstrassen in den Bergen, aber auch im Mittelland ein grosses Ärgernis. Aktuell sind auf politischer Ebene Bestrebungen im Gange, unnötigen Lärm zu vermindern. Die Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie des Nationalrats hat Ende 2020 eine Motion eingereicht, auf deren Basis ein Massnahmenpacket gegen übermässigen Motorenlärm erarbeitet werden soll. Eine allfällige Umsetzung sollte noch dieses Jahr beginnen.
Motion UREK
Nationalrat, 10. März 2021
Tipps für eine leisere Fahrt
Der von Autos ausgehende Verkehrslärm ist seit 20 Jahren etwa gleich. Doch der eigene Fahrstil hat sehr wohl einen Einfluss darauf, wie laut das eigene Fahrzeug ist (Auto, Motorrad).
- Fahren Sie niedertourig und vorausschauend. Schalten Sie zügig hoch, bei ca. 2500 Umdrehungen pro Minute in den nächst höheren Gang wechseln.
- Im ersten Gang nur anrollen.
- Mit den heutigen hoch elastischen Motoren kann auch innerorts problemlos im 4. oder 5. Gang gefahren werden.
- Gehen Sie innerorts weg vom Gaspedal. Mit der Geschwindigkeit reduzieren Sie auch die Fahrgeräusche.
- Nutzen Sie den Fahrschwung.
- Verhindern Sie brüske Brems- und Beschleunigungsmanöver.
- Verlangsamen Sie mit Bremsen statt mit Zurückschalten.
- Achten Sie beim Kauf von Pneus auf die Reifenetikette und bevorzugen Sie leise Reifen. Sorgen Sie für optimalen Reifendruck.
- Verzichten Sie auf Soundklappen. Den Sound Ihres Autos oder Motorrades finden nicht alle „cool“.
- Entfernen Sie Dachträger und -boxen vom Autodach, wenn sie nicht in Gebrauch sind. Sie erzeugen unnötigen Luftwiderstand und somit Lärm.
- Fragen Sie Ihren Händler beim Fahrzeugkauf nach leisen Modellen. Kaufen Sie ein Fahrzeug mit Elektromotor.